Wie ich zum Schreiben gekommen bin

13. 02. 2017 18:27 von Juma Kliebenstein (Kommentare: 0)

Ein langer Krankenhausaufenthalt im Jahr 1977, als ich vier Jahre alt war, hat mich dazu geführt, mir Geschichten auszudenken. Wenn ich in Gedanken in fremde Welten gereist bin, konnte ich dem Krankenhaus für eine Weile entfliehen. Das hat mir eine wichtige Sache klar gemacht: Wenn man, wie ich damals, nicht aufstehen darf, isoliert im Zimmer liegt und keine Ablenkung hat (lesen konnte ich anfangs noch nicht und Fernseher gab es damals noch nicht standardmäßig), bleibt einem immer noch die Fantasie.
Noch im Krankenhaus brachte ich mir Lesen und Schreiben bei und begann mit den ersten kurzen Geschichtchen, die ich auf kleine Zettel schrieb. Manche Buchstaben waren verdreht und die Lautschrift entsprach nicht immer der tatsächlichen Sprache, aber das spielte keine Rolle. Ich hatte eine Möglichkeit gefunden, meine Gedanken zu Papier zu bringen und war glücklich.
In der Grundschule entstanden die ersten längeren Geschichten, die ich in zwei dicke Hefte schrieb. Sie handelten vom täglichen Leben eines Murmeltiers und seines besten Freundes.
In den Folgejahren auf dem Gymnasium bestanden meine Schreibergüsse hautpsächlich aus melodramatischen Gedichten über das blöde Leben als Teenager.
1992 machte ich Abitur und verbrachte die folgenden Jahre damit, herauszufinden, was ich beruflich tun wollte.
Ich habe eine Ausbildung gemacht, Englisch und Deutsch studiert, nebenher bei einer Zeitung, in Nachhilfestudios, einem Programmkino, in einer Versicherung und in einem Ausflugslokal gearbeitet. Dann wollte ich die Welt sehen und habe ein halbes Jahr bei einer Firma in Frankreich gearbeitet und ein weiteres halbes Jahr bei einer Flugzeugfirma in Kanada.
Zurück in Deutschland habe ich mein Lehramtsstudium begonnen und 2005 abgeschlossen.
Während all der Zeit stauten sich so viele Geschichten in mir an, die ich unbedingt aufschreiben wollte, wenn, ja, wenn ich denn mal... Und bei diesem Gedanken blieb ich hängen, als ich 2006 für fünf Monate an einem Gymnasium Deutsch unterrichtete.
Es war eine schöne Zeit, die ich niemals missen möchte, aber mir wurde eines ganz umissverständlich klar, als ich durch den Schuldienst keine Zeit mehr zum Schreiben hatte: Geschichten erfinden würde immer bleiben, was es war: Das, was ich am liebsten auf der Welt tat.
Deswegen beschloss ich, dass es keinen besseren Zeitpunkt geben konnte als jetzt sofort, um das Schreiben zu meinem Beruf zu machen.
Ich kündigte den Schuldienst auf der Stelle und schrieb innerhalb von vier Wochen mein erstes Manuskript, "Tausche Schwester gegen Zimmer" für das ich im Sommer 2007 eine Zusage des Oetinger-Verlags bekam.
Seither erfinde ich täglich neue Welten und schreibe Geschichten.
Und habe meinen Traumberuf gefunden.

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