Fünfundzwanzig liebenswerte Chaoskinder und ein räudiger Schulkater - in der 5a tummeln sich die verrücktesten Gestalten.
Kein Wunder, dass Klassenlehrerin Liliane Sonntag jede Diskussion mit ihrem Lieblingsausdruck "Fertig, aus!" im Keim erstickt und Mathelehrer Horst-Ernst Eiffler Tabletten gegen Bluthochdruck nehmen muss!
Wenn Du auch zur schlimmsten Klasse der Welt gehören würdest: Mit wem würdest du dich am liebsten anfreunden? Oder gibt es sogar jemanden, der dir ähnlich ist?
Bürste ist der Schulkater der Gutenbergschule und heißt so, weil er aussieht wie eine Schrubberbürste mit roten Borsten. Er hat nur noch ein Auge, dafür aber einen messerscharfen Verstand und keinerlei Skrupel! Die Lehrer der Gutenbergschule werden ständig Opfer seiner unbarmherzigen Kratz- und Furzattacken, und dass hinter Bürstes Kratzbürstigkeit ein gutes Herz steckt, vermutet zunächst nicht einmal die tierliebe Direktorin ...
Hakim Erbay fährt Auto. Mit den Füßen. Nachts im Schlaf und immer, wenn er auf einem Stuhl sitzt. Im Unterricht, zum Beispiel. Er ist sehr hilfsbereit und strahlt, wenn seine Hilfe erfolgreich war. „Gibt es Problem, bin ich Lösung!“, ist sein Motto, und eine Lösung findet Hakim wirklich immer. Meist hinterlässt er dabei unabsichtlich eine Spur der Verwüstung.
Julia Schwan wird Julchen genannt und ist die Zeichenkünstlerin der schlimmsten Klasse der Welt. Am liebsten zeichnet sie Karikaturen ihrer Lehrer, und das meistens während des Unterrichts. Manche Lehrer sehen von Julia deshalb nur den Scheitel, weil sie den Kopf über ihre Zeichnungen gebeugt hält.
Und Julias Zeichnungen sind so gut, dass sich damit auf den Fluren der Schule heimlich Geld verdienen lässt …
Karl-Sebastian von Bloch kommt erst nach Anfang des Schuljahres neu in die schlimmste Klasse der Welt und sorgt schon mit seinem ersten Auftritt für Aufsehen. Es gibt nicht viele Kinder, die ganz ungeniert ankündigen, während des Unterrichts laufend zur Toilette zu müssen und die den Lehrern erklären, warum Strafarbeiten eigentlich ganz und gar sinnlos sind ...
Nanu? Wer seid ihr denn?
Wenn ihr wieder hier seid, um etwas über die neuesten Streiche von der schlimmsten Klasse der Welt zu hören, habt ihr Pech gehabt. Heute müsst ihr mit mir vorlieb nehmen, und zwar nur mit mir. Gestatten: Kater Bürste, Schulkater der Gutenberg-Schule.
Ihr seid vermutlich schon ganz aufgeregt, weil Weihnachten vor der Tür steht. Vielleicht habt ihr ja sogar einen Wunschzettel geschrieben und futtert jeden Tag Schokolade aus dem Adventskalender. Das machen Kinder ja für gewöhnlich, jedenfalls höre ich immer wieder, wie sie sich darüber unterhalten, wenn ich auf den Fluren der Schule umherstreife. Für einen Kater ist Weihnachten nichts Besonderes, ein Tag wie jeder andere auch. Für einen Schulkater wie mich bedeutet es wenigstens, dass keine Lehrer meinen Weg kreuzen. Die Flure der Gutenbergschule sind leer und die Räume natürlich auch, weil Weihnachtsferien sind. Das alleine schon ist ein herrliches Weihnachtsgeschenk! Der alte Emmerich, Hausmeister unserer Schule, ist auch nicht da. Jedenfalls nicht in seinem Kabuff im Keller. Er wohnt ziemlich in der Nähe der Schule, aber weit genug weg, um mir wenigstens an Weihnachten nicht auf die Nerven zu gehen. Eigentlich ist es also herrlich, wenn Weihnachten ist, weil die Schule zweibeinerbefreit ist und ich meine Ruhe habe.
Allerdings vermisse ich die Kinder der 5a, irgendwie habe ich mich an die kleinen Rabauken gewöhnt. Seit sie in diesem Jahr an die Schule gekommen sind, ist hier immer was los. Außerdem mögen sie mich. Damit sind sie so ziemlich die einzigen an der Schule hier. Die meisten anderen fürchten mich wie den ersten Schultag nach den Ferien. Vielleicht, weil ich so borstiges, herrlich schmieriges Fell habe und nur ein Auge. Oder, weil ich keinen Grund sehe, mich bei Zweibeinern einzuschleimen und fauche und kratze, wenn mir jemand zu nahe kommt.
Bei der 5a ist das anders. Ich gehöre nämlich zu ihnen und bin Mitglied der schlimmsten Klasse der Welt, jawohl! Meistens liege ich bei Rolf Keller, der im Rollstuhl sitzt, auf dem Schoß und lasse mich streicheln. Auch im Unterricht!
„Vielleicht kann ja jemand von uns Bürste mit nach Hause nehmen, über die Weihnachtsferien“, hatte Nele letzte Woche in der kleinen Pause vorgeschlagen. „Sonst ist er doch so allein!“
„Gute Idee“, hatte Bert gesagt.
„Ich nehm‘ ihn mit, er liegt ja immer auf meinen Beinen. Okay, Bürste?“, hatte Rolf gesagt und mich angegrinst.
Um Himmels Willen! Ich habe mein Fell gesträubt und mein Auge zusammengenkniffen und bin ein Stück zurückgewichen.
„Was ist denn los, Bürste?“, sagte Lanika. „Freust du dich denn gar nicht?“
Ich fauchte ein bisschen.
„Ich glaub, der will nicht mit“, sagte Hakim.
Ich strich Hakim um die Beine, um zu zeigen, dass er richtig geraten hatte.
Es war ja wirklich sehr rührend von den kleinen Rabauken, dass sie an mich dachten und mich nicht über die Ferien alleine lassen wollten, aber ich wollte auf gar keinen Fall mit einem von ihnen nach Hause gehen. Also, ehrlich gesagt würde ich schon wollen, aber die Kinder haben eines nicht bedacht: Sie wollten mich vielleicht gerne bei sich haben, aber ihre Eltern wären garantiert nicht begeistert, wenn sie mit einem stinkenden, fauchenden Kater unterm Weihnachtsbaum sitzen sollten.
Ich bin in meinem langen Leben schon so oft von Erwachsenen naserümpfend angeschaut, verjagt und sogar weggeschubst worden, dass ich mir das nicht mehr antue. Bevor mich an Weihnachten jemand vor die Tür setzt, bleibe ich lieber hier an der Gutenbergschule, wo ich hingehöre und an den Festtagen niemand meine Ruhe und Würde stört.
„Schade“, sagte Rolf. „Ich hätte dich gern mitgenommen, Bürste!“
„Ich auch-ich auch!“ riefen die anderen.
„Zwei Wochen ohne uns“, sagte Nele und setzte sich neben mich in die Hocke. „Ob dir da nicht langweilig wird?“
Ganz bestimmt, sagte ich. Aber aus meinem Maul kamen mal wieder nur die Buchstaben M-I-A-U. Miau!
Nele verstand mich auch so. „Und du willst wirklich nicht mit einem von uns mitkommen?“, fragte sie.
Ich sträubte das Fell und furzte krachend.
Alle lachten.
"Okay, okay“, sagte Nele und hielt sich die Nase zu. „Ich habs ja kapiert!“
Und damit war das Thema erledigt.
Jetzt ist es soweit. Es ist der neunzehnte Dezember, fünf nach eins, und die Klingel hat zum Ende der letzten Schulstunde geläutet. Ich schaue von der Fensterbank aus zu, wie der Busbahnhof immer leerer wird. Da, wo gerade noch Trauben von Kindern gestanden haben, die fröhlich miteinander geredet und gelacht haben, kommen nach und nach gefräßige Busse an und verschlucken die Kinder. Auf dem Lehrerparkplatz stehen die Lehrer eine Weile schwatzend an ihren Autos, bis sie nach und nach einsteigen und davonbrausen. Jetzt schlurft auch noch der Emmerich aus dem Haupteingang, wirft die Tür zu und dreht den Schlüssel zweimal im Schloss. Er spuckt die Reste seiner obligatorischen Lakritzstange aus, und verschwindet in Richtung seines kleinen Autos.
Und jetzt ist alles still.
Ich spaziere eine Runde durch den Flur im Erdgeschoss. Ich höre, wie der Widerhall meiner Schritte von den Wänden des Flurs zurückgeworfen wird. Komisch, abends und nachts ist die Schule ja auch immer leer, aber jetzt gerade fühlt sie sich ganz besonders leer an. Letztes Jahr um diese Zeit habe ich ein Freudentänzchen aufgeführt, weil endlich alle weg waren und ich zwei Wochen seliger Ruhe vor Zweibeinern entgegensah. Dieses Jahr ist das irgendwie anders. Ich stupse ein paar Türen auf, hinter denen die Klassensäle der verschiedenen Klassen liegen, aber ich habe keine Lust, hindurchzustreifen. Alle Sachen, die sonst herumliegen, sind ordentlich eingeräumt, die Stühle an die Tische geschoben und zu essen liegt auch nichts herum.
Ich laufe weiter Richtung Aufgang zum zweiten Stock, wo der Raum der 5a liegt. Wie die Kinder der schlimmsten Klasse der Welt wohl Weihnachten feiern?
Ich denke an Hakim, unseren Autoprofi. Er ist erst elf, aber er kann schon richtig gut Auto fahren. Weil sein Vater eine Gebrauchtwagenfirma hat und Hakim schon auf dem Hof der Firma fahren ließ, als der noch in der Grundschule war. Deswegen hat Hakim auch eine Kette mit Mercedes-Stern um den Hals hängen. Ob er zu Weihnachten eine mit einem glänzenden Wappen mit Pferd drauf kriegt? Von einem Porsche?
Oder Bert, dessen Lieblingsessen stinkiger Münsterkäse ist. Vielleicht bekommt er hundert Münsterkäse zu Weihnachten?
Ich denke an Julia, die so gut zeichnet, dass sie ihre Lehrer-Karikaturen auf den Fluren der Gutenbergschule verkauft. Vielleicht bekommt sie ja eine neue Packung Buntstifte.
Am lustigsten geht es bestimmt bei Selina zu. Sie hat vier Geschwister und überhaupt eine riesige Familie. Ich war schon mal bei Selina zuhause, in geheimer Mission von der schlimmsten Klasse der Welt. Rolf hat mich reingeschmuggelt und außer Selinas kleiner Schwester Vania hat mich keiner gesehen. Aber ich hab alle gesehen und vor allem gehört. Die reden nicht normal miteinander, die brüllen ständig, damit sie sich gegenseitig übertönen. Bestimmt schreien die ihre Weihnachtslieder, statt zu singen.
Wie still es heute hier ist.
Jetzt bin ich im zweiten Stock angekommen und stehe vor dem Klassensaal der 5a. Durch die halboffene Tür spähe ich hinein. Vor einer halben Stunde waren wir noch hier drin, da war alles voller Leben, aber jetzt sind sie weg.
Meine Klasse. Die schlimmste Klasse der Welt, die für mich die beste Klasse der Welt ist.
Ich will gerade wieder gehen, als ich es rieche.
Wurst! Das ist Wurst!
Dahinten im Flur, da liegt ein winziges Stück Salami!
Mhm, lecker.
Moment mal…. Da hinten liegt noch eins!
Und weiter hinten… noch eins!
Jedes Mal, wenn ich ein Stückchen verzehrt habe, rieche ich ein weiteres. Ich pirsche von einem Stück Salami zum nächsten, sie liegen sogar auf dem Treppenabgang, der dem anderen gegenüberliegt und wieder ins Erdgeschoss führt.
Ich folge der Salami-Spur, denn es ist eine Spur, so viel ist sicher!
Und sie hat vor dem Klassensaal der 5a begonnen.
Seltsam!
Jetzt führt die Spur sogar noch tiefer herunter, in den Keller!
Es wird immer mysteriöser hier!
So langsam bin ich satt, aber vor allem bin ich neugierig.
Huch, das nächste Stück Wurst liegt am Eingang zu dem Kellerraum, in dem ich immer schlafe!
Ich stupse die Tür mit der Nase auf und erstarre.
Was ist denn das?
Mitten auf dem dunkelgrauen Steinboden, in der kleinen Kuhle, in der ich immer schlafe, steht ein kleiner Weihnachtsbaum! Er ist winzig, aber es ist ein Bäumchen. Und darin leuchten ein paar elektrische Kerzen.
So etwas habe ich hier noch nie gesehen!
Ich pirsche heran. Neben dem Bäumchen steht angelehnt ein Foto. Das Klassenfoto von der schlimmsten Klasse der Welt!
Und da, neben Nele, bin ich zu sehen! Jemand hat mich darauf gemalt!
Frohe Weihnachten, Bürste, steht ganz oben auf dem Bild.
Und jedes Kind hat seine Unterschrift dazu gesetzt.
Meine Nase beginnt zu vibrieren. Ich glaube, das ist das, was sie Schnurren nennen.
Hinter dem Foto liegt eine Pizzaschachtel, die ich leicht mit der Schnauze aufklappen kann.
LIVONE steht auf der Schachtel. Das ist die Pizzeria von Marcos Eltern! Und in der Schachtel liegt eine in viele kleine Stücke geschnittene, saftige Salamipizza!
Direkt daneben liegt ein großes Kissen, das sehr flauschig aussieht. Eine Schleife ist darum gebunden. Noch ein Geschenk für mich!
Ein Zettel hängt daran. Den hat ganz klar Julia gemalt: Es ist ein Bild von mir, wie ich mich genüsslich auf dem Kissen ausstrecke.
Und es gibt noch mehr für mich: Vanillepudding (garantiert von Selina), eine Maus aus Stoff zum Spielen (sicher von Karl-Sebastian, unserem Tierfreund) und ein Haufen kleiner Käsewürfel, die viel besser riechen als Berts Münsterkäse.
Plötzlich habe ich doch richtig Hunger und fresse alles ratzekahl auf. Dann rolle ich mich so auf dem Kissen zusammen, dass ich bequem liege, und sinke in einen himmlischen Schlaf. Wie herrlich weich das ist! Ein richtiges Schlafkissen! Viel weicher als der harte Steinboden!
Von jetzt an ist Weihnachten für mich immer am 19. Dezember: Der Tag, an dem die schlimmste Klasse der Welt mir die erste Weihnachtsüberraschung meines Lebens bereitet hat!
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